Liebe Freundin…
ich bin frustriert und allein. Ob ich frustriert bin, weil ich gerade allein bin, weiß ich nicht. Fakt ist, wäre ich nicht allein, würde wer auch immer spätestens jetzt die Flucht ergreifen. Denn so sonnig mein Gemüt auch strahlt, wenn ich fröhlich bin, so düster wird es, bin ich frustriert. Dann fälle ich nicht nur einen Baum, sondern rode den ganzen Wald. Es wird also höchste Zeit, dass die Sonne wieder scheint.
Was auch immer die Ursache war, mein limbisches System scheint ordentlich zu heizen und schürt das Feuer meines Frustes. Wäre ich auch sonst so talentiert ein Feuer zu entfachen, hätte ich bei meinem letzten Grillabend nicht neben meinem schicken Angeber-Grill (den ich von meinem Opa geschenkt bekommen habe, um auch daheim auf meinen Wurstkonsum zu kommen) den Elektrogrill auf den Tisch stellen müssen, um mein Abendessen zuzubereiten. Ebenso wenig ist es mir gelungen, ein Feuer bei meinem Mit-Griller zu entfachen. Vielleicht war daran aber auch der Elektrogrill schuld. Jedenfalls flammt der Frust und mit diesem kommen destruktive Gedanken zu Tage, die das Feuer ordentlich weiter schüren.
Was also löscht dieses Feuer in meinem Gehirn?
Der andauernde Regen mitten im Mai wohl nicht. Im Gegenteil. Doch wie komme ich aus meiner Frust-Lethargie? Bewegung. Natürlich. Aber was hat sich die Natur dabei gedacht neben meinen entmutigenden Gedanken als Feuerholz noch eine gänzliche Motivationslosigkeit als Anzünder hinzuzufügen? Ich entscheide mich also für die einfachste Variante, für die ich kaum Motivation benötige. Ein angenehmer Duft muss her. Gerade so gelingt es mir in meiner mürrischen Schwerfälligkeit einige Pumpstöße meines „Primavera“- Raumsprays in die Luft zu sprühen. „Gute Laune“ steht drauf. Diese schieße ich mit einem kräftigen Atemzug direkt in mein limbisches System und hoffe die gute Laune breitet sich nun auch schleunigst über den Rest meines Gehirnes aus.
Was nun? Musik Maestro. Viel Motivation ist auch dafür nicht nötig. Um die passende Playlist auszusuchen, schon ein bisschen mehr. Wünschen sich meine destruktiven Gedanken doch so gerne melancholische Klavierstücke, um mich richtig im Leid zu suhlen. Aber ich bleibe stark und wähle die Playlist nur einen Daumenbreit weiter. Lateinamerikanische Rhythmen. Und es funktioniert. Zumindest meine Hüften kommen langsam in Bewegung. Und ich entschließe mich dazu, meinen Haushalt ein bisschen durcheinander zu bringen und zur Abwechslung einmal etwas Ordnung zu schaffen. Vielleicht unterstützt die äußere Ordnung ja ein wenig meine innere und hilft mir dabei, die hinterlistigsten meiner Gedanken zu entlarven und gegen neue, freundliche auszutauschen.
Und meine Löschaktion zeigt Wirkung. Langsam spüre ich wie die Wolken sich lichten. Die Glut ist noch heiß, aber die Flammen verloschen. Nun, denke ich, kann ich es wagen mich wieder in den Wald zu trauen und in Gemeinsamkeit mit einem lieben Menschen mein Feuer gar zu löschen.