Liebe Freundin…
mein Rücken hat mich heute mal wieder aufgefordert laufen zu gehen. Und es hat mir gut reingepasst, denn ich hatte mir erhofft, dadurch auch ein bisschen den Kopf freizubekommen.
Doch aus meiner Hoffnung wurde Verzweiflung, denn im Rhythmus meiner Bewegung kamen meine Gedanken erst richtig in Schwung.
So rannte ich durch Wind und Regen, mein Rücken dankbar, ich selbst weniger. Wollte ich doch unbedingt durch reine Gedankenkraft herausfinden, ob eine bestimmte Verhaltensform das passende Resultat hervorbringt. Es machte mich fast wahnsinnig. Noch etwas, das ich meinen Patienten immer wieder spiegele. Völlig unnütze, aufwendige Gedankenarbeit, die ich mir schlicht sparen kann. Viel Aufwand für wenig bis gar kein Resultat. Denn wie es letztendlich kommt, bleibt im Geheimen verborgen und wird sich dann zeigen, wenn ich es versucht habe.
Leider musste ich bereits schon mehrfach feststellen, dass ich für mich selbst ein sehr herausfordernder Patient wäre. Glücklicherweise meldete sich aber schon bald mein tiefer Glaubenssatz, dass schon alles so kommen wird, wie es sein soll. Bringt mir meine Handlung also nicht das erwünschte Resultat, dann wohl aus dem einzigen Grund, dass es für mich nicht der passende Weg ist. Das erheiterte für einen kurzen Moment mein Gemüt.
Doch das nächste unangenehme Gefühl ließ nicht lange auf sich warten. Bin ich denn naiv so zu denken?
Diese Annahme, die ich bereits seit vielen Jahren vertrete, ist schließlich meines Wissens nach nirgends wissenschaftlich belegt. (Und ich lasse mich an dieser Stelle gerne korrigieren, falls ich falsch liege.) Schließlich bin ich schon durch einige Krisen gegangen, die mir zumindest im ersten Moment völlig gegenteilig erschienen. Fakt ist jedoch, Zeit meines Lebens hat mich dieser Glaubenssatz dazu gebracht, die Dinge etwas leichter so anzunehmen, wie sie sind. Nicht ewig mit den Umständen zu hadern, sondern weiterzumachen mit dem tiefen Wissen, dass dann wohl noch etwas besseres oder zumindest passenderes auf mich wartet.
Sicher ist diese Annahme nicht auf jede Lebenssituation anwendbar, aber zumindest beeinflusst es mein Denken durchaus positiv. Und positives Denken wirkt sich in jedem Fall wiederum positiv auf unsere Gesundheit aus. Und das ist sehr wohl belegt. Spielt es also zunächst gar keine Rolle, was ich denke oder woran ich glaube, solange es mir ein Lächeln ist Gesicht zaubert? Macht es nicht eher Sinn so viele Gedanken wie möglich zu sammeln, die uns positiv stimmen und im besten Falle sogar noch ein Glücksgefühl durch unsere Nervenbahnen zucken lassen?
Mit diesen neuen Überlegungen bin ich also weiter durch den Matsch gerannt, mein Bauch ganz kalt, da sich meine Hose stets der Schwerkraft hingab und meine Hautfalte freilegte. Aber mit dem tiefen Vertrauen, dass alles schon so kommen wird, dass es am Ende passend für mich ist. Und mit dem Wissen, dass diese Gedanken gut für mich sind. Und schon hatte ich ein Lächeln im Gesicht, welches dank unserer Spiegelneuronen zusätzlich auf alle dem Wetter strotzenden Joggern und Spaziergängern übersprang, die mir entgegenkamen.